Rettungsgriffe
16mm / digital, b/w, sound / 7:50 min, AT / 2014
Idea & Sound Recording: Nina Kreuzinger
Montage & Sound Designer: Jasmin Hirtl
Sound Mixer: Roland Thurner
Wounded, hurt, exhausted, unconscious people everywhere. Can the world be saved after all? Or: Can we save each other?
"Gefundene Rettungsgriffe auf schwarz-weißem 16 mm-Material werden so zerstückelt, verlangsamt, montiert und besungen, daß sich ein zartes Pas-de-Deux ergibt zwischen dem, der seine Handgriffe weiß und dem, der verwundet ja fast schon ohnmächtig sich führen, tragen und helfen läßt. Ein Film, der Trost spendet." (Dokfest Kassel)
"The best found footage film that represents all the films from this category on the festival." (ALTERNATIVE film / video festival Belgrade),
"Unusual found footage." (Glasgow Short Film Festival),
"Schwarz-weißes Lehrmaterial wird zu einem zärtlichen Film über die Magie menschlicher Begegnung montiert." (shorts/salon Berlin),
"That surrealistic sensation of unease is the film's strength." "Eye for Film"-Review by Andrew Robertson.
Screenings:
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ALMOST BLUE
Written by Elvis Costello, Arranged by LeRoo
Film by Nina Kreuzinger (original Super8)
Vocals & guitar Lee Taul / Keys Karl-Markus Kohv / Bass Villem Rootalu
Recording & production Villem Rootalu
An Estonian-Austrian collaboration
Music video; Super8/digital, b/w, sound, 6:40 min, AT/EST 2017
Performance: Lee Taul; Scenery: Albern harbour, Vienna .
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Susi / The Wolf
Aktuell wird europaweit über die Aufhebung des Abschussverbots von Wölfen diskutiert. Aus diesem Anlass hat die Violinistin Lee Taul ein Lied geschaffen. Gemeinsam mit der Performerin Eveli Maksim haben wir dazu in Estland einen Super8-Film gedreht.
Eine Hommage an Wölfe, Wälder und das "wilde" Leben.
Music video; Super8/digital, b/w & color, sound, 5:30 min, AT/EST 2018; Music: Lee Taul, Performance: Eveli Maksim; Kamera & editing: Nina Kreuzinger.
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MARRAKESCH MOSAIK
Super8/digital, color, sound / 4 min, AT 2019
Realisation: Nina Kreuzinger
Keine Spur von Schlangenbeschwörern, Feuerspuckern und Affendompteuren – oder von einer Abhandlung über die Missstände in der einstigen Kolonialstadt.
Zu sehen sind Alltagsbilder von Marrakesch. Abseits der touristischen „Hotspots“. Kader für Kader eingefangen auf Super8, spontan und kaleidoskopisch. An den Bildertanz schmiegt sich der Rhythmus des marokkanischen Volksmusikers und Chansonniers Hamid Zahir ganz von selbst.
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Herz und Tat, Mund und Leben
12:30 min., 16mm / digital, color, sound, AT 2017
Photography & Montage: Nina Kreuzinger;
Performance: Christina Hirt;
Music: J. S. Bach
An empty building, a labyrinth of corridors. A woman walks, wanders, dances. From room to room. Inner spaces, different scenarios, passages, transitions. Doors and windows. Open and closed. Human and walls.
The location: the „Alte Post“ in the Viennese city center, part of the Dominikanerbastei. The property has a long history: religious site, Roman grave, alms house. Business location. Post office. Coming soon: a luxury hotel.
World premiere: 34. ALTERNATIVE film/video festival Belgrade, December 16, 2017.
P.S. Im Frühjahr 2019 wurde bekannt, dass deutsche Investoren die „Alte Post“ übernommen haben. Die neuen Eigentümer verlautbarten auch neue Pläne: 2021 soll hier nun das "Lebendige Haus Wien" als offen zugänglicher Ort eröffnet werden – mit Mietwohnungen und Coworking-Spaces, mit Geschäften, Restaurants und Raum für Kunst.
Auch hinsichtlich der zukünftigen Nutzung der nahegelegenen Otto Wagner-Postsparkasse gibt es 2019 News: nach einem Deal mit der Bundesimmobiliengesellschaft sollen in das 2014 für kolportierte 150 Mio. Euro von der Bawag an Signa verkaufte Gebäude Forschungseinrichtungen, und Studierende einziehen – anstelle von Bankern und "Luxusmieter*innen". Nach Abschluss des Vertrags habe Signa das Gebäude auf mehr als 300 Millionen Euro neu bewertet. Ergänzung: Ende 2023 steht ihm Raum, ob das Jugendstil-Prestigeobjekt wieder in "Staatshand" gelangen könnte.
P.P.S. ORF-Bericht am 12. Jänner 2020: "Bei umfangreichen Grabungsarbeiten bei Wiens alter Postzentrale sind Fundstücke von der Urgeschichte bis zum 20. Jahrhundert ans Tageslicht gekommen. Sie sind jetzt im Römermuseum am Hohen Markt ausgestellt.
Zwei Jahre lang ist auf dem Areal in einer Tiefe von drei bis fünf Metern gegraben worden. Das älteste Stück, das dabei gefunden wurde, ist eine Schüssel aus der Mittleren Bronzezeit. Sie ist mehr als 3.500 Jahre alt. Aus der Römerzeit stammen zwei Fragmente von sogenannten Gesichtsgefäßen."
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Wechselstrom / Alternating Current
12:30 min., Super8 / digital, Farbe, Sound, AT_SRB / 2015
Concept, Photography, Montage, Sound Design: Nina Kreuzinger
Sound Design & Sound Mixing: Roland Thurner
Die „rasche Zusammendrängung wechselnder Bilder“ (G. Simmel) und die „schockförmige Wahrnehmung“ (W. Benjamin) großstädtischen Lebens findet ihr Äquivalent in der filmischen Montage: Eine mikrourbanistische Expedition durch Belgrad auf farbigem Super8, Einzelkader-Photographien statt Laufbild-Aufnahmen, geschnitten in der Kamera.
Aufnahmen rostiger Schiffe und leerer Kinderspielplätze, von Mauern und Fassaden, in die sich Zeit eingeschrieben hat – in den Erscheinungsbildern der ehemaligen Hauptstadt Jugoslawiens zeigen sich Bruchstellen der vergangenen Einheit. Die detektivische Arbeit mit dem Kameraauge spiegelt Abbildungen der Wirklichkeit wider, die Fragen aufwerfen – etwa wie die Menschen hier und heute leben, nach Jahren der Depression, Repression, Korruption.
Die subjektive Auseinandersetzung durch die filmische Spurensuche sowie Defragmentierung des Stadtbildes mittels Montage machen sozialen Verfall, die Folgen des Kapitalismus, der Euro-Krise, augenscheinlich. Einzelkader für Einzelkader, flickerhaft schnell – hier abstrahierend überlappend, da minimalistisch strukturell: Ein Fluss der Bilder und Eindrücke entlang Donau und Sava, alter und neuer Architektur.
Durch Privatisierung und Turbokapitalismus kam es zu einer großen Veränderung auf dem Immobilienmarkt. Der Wohnungsbau wurde zum Objekt für internationale Investoren. Historische Gebäude und leerstehende Häuser verfallen zu Ruinen. Der "Investoren-Urbanismus" findet sowohl im Kleinen als auch im Großen statt. Die Stadt wird Stück für Stück ausverkauft. Die Bewohner können sich keine Wohnungen mehr leisten. Die Finanzwelt versteckt sich hinter schillernden Glasfassaden. Im Jahr 2015 sind in Belgrad Filialen von 30 Geschäftsbanken vertreten.
Der Reichtum der Stadt ist jedoch in ihrer Atmosphäre, in ihrer Aura gebündelt. Zerbrechlichkeit, Risse und Brüche zeugen von Vergänglichkeit, aber auch von Schönheit. Die Rückeroberung durch die Natur, die sich ihren Weg durch brüchigen, zerrissenen Asphalt und Beton bahnt, kann als Metapher gelesen werden.
Begleitet wird der Bilderstrom vom Sound, vom Wummern, Vibrieren des urbanen Raumes. Der Wechsel von Synchronizität und Asynchronizität erzeugt ein eigenes Klangbild, einen akustischen Flickenteppich, der die Stadt untergründig erspüren lässt. Benjamin verweist in seinem Kunstwerk-Aufsatz auf den emanzipatorischen politischen Gehalt des Films: Die Dinge sich räumlich und menschlich „näherzubringen“. (NK)
Screenings:
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In meinem wilden Herzen
20 min., Super8 / digital, Farbe, Sound, AT / 2015
Photography, Montage, Sound Design: Nina Kreuzinger
Performance: Christina Hirt
Sound Mixing: Roland Thurner
Eine Frau, nackt im Blau-Mann, erwacht an den Rändern brachliegender alter Industriegebäude. Tanzend, kriechend, suchend, tastend, barfuß sich anschmiegend an Gleise und Wände gewinnt sie das Blau der Königin, den Mantel der Gottesmutter für sich zurück. Das den Jungen oktroyierte Marineblau, das Blau der Männer-Arbeits-Kriegswelt des vorigen Jahrhunderts, wird zur Farbe des weiblichen Himmels, zur Verheißung eines anderen Seins in einer anderen Zeit. Zurück bleibt das alter ego im mädchenrosa Kleid, raupengleich aus einer rostigen Baggerschaufel geschlüpft, Stöckelschuh auf Taubendreck. Halbmechanische, halblebendige Schrittgeräusche, atmende Container, Tierkadaver, embryonale Urbilder, Gerippe im Staub der Jahrhunderte: Die Heldinnenreise führt durch archaische Welten, labyrinthische Ruinen einer Moderne, die in ihren stärksten Momenten an Tarkowskis „Stalker“ denken lassen.
Zugleich fehlt der Frau in Blau die tragische Erdenschwere; leichtfüßig und blind schlüpft sie über Rampen, durch Zwischenräume zwischen Gestern und Morgen, rüttelt vergeblich an Türen. Der alte Getreidespeicher ragt schweigend und verschlossen in den Mittagshimmel. Wie ausbrechen, aus den Zeitschleifen der Jahrhunderte, den Spuren blauer Winkel, den Gewaltverhältnissen der Geschichte? Wie eindringen ins Innere des Geheimnisses? Tastend findet sie zum Ende einen Weg, ein Gehäuse näher zum Himmel, das den staunenden Blick nach draussen möglich macht. Ankommen für einen Augenblick. Mit Augenzwinkern besiegelt von der Göttin des Monte Verità, der Schutzheiligen des von brachialen Männerphantasien in jenem so fernen, so nahen tödlichen Jahrhundert zerstörten und annektierten Ausdruckstanzes.
(Andrea Lammers)
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„ALBERN II“
16mm / color, no sound / 1:59 min, AT / 2012
Concept & Photography: Nina Kreuzinger
Photography & Montage: Marie-Thérèse Jakoubek
Frauenkörper als (anonyme) Projektionsflächen – anstelle eines kulturell aufgeladenen textilen Schmuckes bilden geometrische Figuren Bezugspunkte zum weiblichen Akt. Die Annäherung wie Anpassung an die Form genormter Maschinenbauteile mag auf die (schmerzliche Selbst-) „Funktionalisierung“ des Menschen verweisen. Rost und verrottendes Material auf nackter Haut zeugen von der Vergänglichkeit des „Apparates“. In seiner Objekthaftigkeit und Perspektive spiegelt das Außen ein manipuliertes Inneres wider. (NK)
Screenings
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Wo der Tod Teil der Landschaft ist (La Voz Lenca No Se Calla)
HD 16:9 / color, OV Spanish with German subtitles / 37 min; HN, AT / 2013
Sound, Translation & Montage: Andrea Lammers
Photography & Montage: Nina Kreuzinger
Montage: Akhmed Akhmadov (final version)
Ziviler und indigener Widerstand in Honduras: Zwei Monate mit Umweltaktivistin Berta Cáceres und der Menschenrechtsorganisation COPINH (Ziviler Rat der sozialen und indigenen Organisationen von
Honduras, copinh.org).
Honduras, Dokumentation. Im Juni 2009 wurde der linksliberale Präsident Mel Zelaya aus dem Amt geputscht. Seither herrscht in Honduras ein Regime der Repression, Gewalt und Straflosigkeit: Die Menschenrechtsverletzungen haben rapide zugenommen, statistisch gesehen wird alle 74 Minuten ein Mensch ermordet. San Pedro Sula ist seit Anfang 2013 die gefährlichste Stadt der Welt. Die Oligarchie sorgt für den Ausverkauf des Landes an etwa transnationale Konzerne – indigene Gemeinden sind von Flussprivatisierungen, Minenkonzessionen und Tourismusprojekten betroffen. Kritische JournalistInnen werden bedroht, verfolgt, getötet. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 24. November 2013 spitzt sich die Lage dramatisch zu.
COPINH-Koordinatorin Berta Cáceres, Protagonistin des Films, erhielt 2015 den Goldman Umwelt Preis. In der Nacht auf den 3. März 2016, einen Tag vor ihrem 43. Geburtstag, wurde sie erschossen. Ein politischer Mord – seit 2013, seit ihrem Einsatz gegen das transnationale Staudammprojekt Agua Zarca am Lenca-Fluss Gualcarque war Cáceres besonders stark bedroht. Sie organisierte eine friedliche Blockade mit den Menschen der Region. Die chinesische Firma Sinhydro stieg daraufhin aus, das Projekt wurde niedergelegt. Ende 2015 nahm die Betreiberfirma DESA die Bauarbeiten dennoch wieder auf. Als Cáceres im Frühjahr 2016 eine Europa-Tour plante, um Investoren aus Finnland und Holland über die Situation aufzuklären und deren Ausstieg zu forcieren, wurde sie umgebracht.
First broadcast on TV: 27th of April 2013, Okto TV
Screenings u.a. in Wien, München, Berlin, Leipzig, Malmö, Toulouse.
Der Fall ist nach wie vor nicht geklärt. Solidarisch zeigen sich auch Künstler*Innen wie Susan Sarandon, Peter Gabriel, Leonardo DiCaprio, die für die Installierung einer unabhängigen Untersuchungskommission mitstimmen.
Filmography: