Von Dornröschen, unangepassten Frauen und „inoffiziellen Töpfen“ in der Förderküche. Gesammelte Gedanken zur Geschlechterlage in der heimischen Filmbranche.
Schwierige Themen des kollektiven Unbewussten wurden immer schon in Bilder verpackt. Wie der Verlust der Mutter(göttin) in „Aschenputtel“ oder die Vergewaltigungsgeschichte, die in „Dornröschen“ thematisiert wird. Menschen, die an gegenwärtigen Strömungen mit Bildern und Storys arbeiten, sind zumeist vertrauter mit der Sprache der Symbole – und deren Decodierung. Dennoch sind auch hier klare Worte gut und notwendig. Speziell, wenn es um anhaltende Missstände geht.
Darum bemühen sich seit einigen Jahren die Vertreterinnen von FC Gloria, einem Verein für Geschlechtergerechtigkeit in der österreichischen Filmbranche. Anfang Dezember fand wieder eine ganze Veranstaltungsreihe statt, u.a. ein Round Table zu „Wo drückt der Schuh“ und die Podiumsdiskussion „Und hier?“ im Rahmen der Retrospektive „Kathryn Bigelow & Co.“ im Filmmuseum: „über die spezifisch österreichische Situation der letzten 30 Jahre – strukturelle Rahmenbedingungen, konkrete Arbeitsbedingungen, Beschränkungen und Chancen“. Während der Diskurs über filmische Inhalte und Frauenfiguren auch in Männerkreisen schnell durchgedrungen sei, würden Themen rund um Frauen und Geld, Macht, Anerkennung nach wie vor blockiert werden.
Kritisch besprochen wurden:
Die Veranstaltung fand in Abwesenheit von wesentlichen Vertreterinnen und Vertretern von etwa ÖFI, BKA, MA7, Filmschulen und Akademien statt. Es besteht die Gefahr, dass die Auseinandersetzung mit den Anliegen der Filmfrauen in einer „Blase“ und damit isoliert bleibt. Die Quoten-Diskussion der vergangenen Jahre hatte mitunter zur Folge, dass einige Filmmänner mit Konkurrenz- und Abwehrmechanismen reagierten und die strukturellen Missstände noch stärker bemäntelten. Dabei geht es wohl grundsätzlich um einen systemischen Ausgleich – im besten Fall: zum Wohle aller. Denn gekürzte Förderbudgets und prekäre Arbeitsverhältnisse belasten die Gesamtbranche.
Insbesondere im Arbeitsalltag von Frauen kommen weitere Erschwernisse hinzu, wie etwa:
Mit dem Regierungswechsel und Jahreswechsel kündigen sich große Veränderungen an. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, konkret zu werden und proaktiv Lösungsansätze zu entwickeln. Beispielsweise in welchem Rahmen Film-Kindergruppen organisiert werden können. Wo Coaching-Angebote sowie Ombudsstellen eingerichtet werden können. Wie nachvollziehbare Kriterienkataloge und Stringenz bei Positions- und Förderentscheiden umgesetzt und Honorarsätze transparent gemacht werden können. Einzig im Dialog, im konstruktiven Austausch ist es möglich, andere Perspektiven einzunehmen, besser zu verstehen und gemeinsam Positives zu schaffen. (Dezember 2017, Nina Kreuzinger)
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